Wie bitte? Ok, von vorne. Wenn unsere Tochter wie heute (krankheitsbedingt) über einen längeren Zeitraum zu Hause ist, läuft bei uns eine in Millionen Kinderzimmern rund um den Globus bekannte, fast schon archetypische Szene ab (vgl. Archetyp: „Das gelangweilte Kind“ 😉).
Es hallt durchs Kinderzimmer über den Flur ins Wohnzimmer und erfüllt schließlich das gesamte Haus: „Mama, mir ist laaaaangweilig.“ Einmal, zwei Mal, zwanzig Mal. Oh man, wie anstrengend. Ich würde mich freuen, wenn MIR mal langweilig wäre. Moment mal … Langeweile, was ist das eigentlich?🙄
Früher wollte ich Abhilfe schaffen, das arme Kind von der lästigen Langeweile befreien und antwortete besorgt: „Magst du vielleicht noch ein Tonie hören? Oder ein Puzzle machen? Oder mal doch was Schönes!“
Das tue ich mittlerweile nicht mehr. Ich weiß inzwischen, dass Langeweile ganz oben steht auf der roten Liste der aussterbenden Seinszustände vor der Technologisierung unserer Welt. Und ich weiß auch, dass ICH es eigentlich eher selbst unangenehm finde, ein quengelndes Kind auszuhalten, ihm Raum zu geben für seine Unzufriedenheit. Es ist halt auch so viel einfacher, das nächste Bespaßungsinstrument anzukarren, um endlich mal in Ruhe einen Kaffee ☕trinken zu können.
Was mache ich aber nun stattdessen? Zunächst beobachte ich mich erst einmal selbst, steht der genannte Archetyp mal wieder zutiefst gelangweilt vor mir. Wie fühle ich mich dabei? Hilflos oder unter Druck? Ohnmächtig oder genervt? Alleine dieser mentale Step zieht mich aus der Opferrolle der gestressten Mutter und befähigt mich, den Raum zu halten für mich, das Kind und die Langeweile. Und es lässt mich inzwischen Sätze sagen wie: „Ja, das glaube ich, dass dir langweilig ist. Aber weißt du noch, was passiert ist, nachdem dir das letzte Mal langweilig war? Da hast du nach kurzer Zeit dann eine so tolle Idee gehabt und ein Duploraumschiff gebaut. Solche Ideen bekommt man nur, wenn einem zuvor langweilig war.“
Heute entstand dabei ein spannender Dialog: „Ist dir auch manchmal langweilig, Mama?“ Tatsächlich empfinde ich als selbstständig berufstätige Mutter eines Kleinkindes eher selten Langweile, aber mir fiel eine passende Analogie ein. „Langweilig ist mir nicht mehr so oft, leider. Aber ich kenne das Gefühl gut vom Meditieren. Das fühlt sich am Anfang genauso an wie Langeweile, totaaal unangenehm (alle noch nicht und bereits gedachten Gedanken schauen genau dann mal spontan vorbei). Ich will am liebsten was anderes machen. Aber wenn ich abwarte, bis das unangenehme Gefühl vorüber ist, dann kommen mir die besten Ideen! Und deshalb meditiere ich immer wieder.“ „Ok“, sprach’s, verschwand im Kinderzimmer und spielte.
Je öfter ein Kind die Erfahrung macht, dass Langeweile der Nährboden ist für neue Ideen (und genau dabei können wir unterstützen, indem wir ihm das aufzeigen), und nichts, was man „wegmachen“ muss, desto leichter wird es, sich zu langweilen.
Warum ist das eigentlich so und was hat das denn jetzt schon wieder mit Energie (*augenroll🙄) zu tun? Wenn wir an eine Sache, einen Ort, eine Person oder Netflix denken, dann teilen wir mit ihm ein gemeinsames Energiefeld. Wie ein Molekül das Energiefeld zweier einzelner Teilchen besitzt und durch Bindungsenergie zusammengehalten wird. Um ein Molekül aufzuspalten, die Bindungsenergie aufzuheben, braucht es – Achtung! – Energie. Energie, die Meditation durchzuhalten, indem ich mich von meinen Gedanken an meine Todos löse. Energie, die Langeweile auszuhalten, indem ich mich von meiner Bespaßung von außen löse. Aber auch Energie, mich aus meinem Muster der Opferrolle zu befreien und den Raum zu halten. Eben das Unbekannte. Die dort gebundene Energie wird dann wieder frei und steht und zur Verfügung. Magisch🌟 oder eso💫? Nein, Physik.
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